In der Hauptstadt setzt der Frühling an. Über die Porte Maillot sitzt ein freundlicher, wolkenlos- blauer Himmel, an diesem Vormittag strahlt die Sonne über die breiten Boulevards um die Kongresshalle.
*
In der rue Marbeau, vor dem Haus Nr. 24, steht eine etwa 20köpfige Gruppe, friedliche Menschen, die auf dem Trottoir palavern. Am Gebäude hängt eine große schwarz-rot-gold Fahne mit dem schwarzen Bundesadler auf Gold. Die Gruppe steht hier vor dem Konsularabteilung der deutschen Botschaft in Paris.
Wer kennt sie nicht, unsere Vorsitzende Jeanine NIVOIX-SEVESTRE, in Begleitung ihres Schutzengels und Ehemannes Michel? Um die beiden herum stehen einige Mitglieder der Leibgarde und begrüßen sich herzlich gegenseitig: Gilbert, Éliane, Claudine, Patrick, Dominique, Mijo, Pierre, Françoise et Jehan, und beide Josianes. Einige Ehepartner sind mitgekommen. Die jüngere Generation wird durch Frank (Sohn von Jeanine) und Matheo (Enkel von Mijo) standesgemäß vertreten.
Was bringt die Kriegskinder zusammen? Herr Thomas Floth, Mitarbeiter des deutschen Konsulats in Paris, der sich sehr viel um die Sache der Kriegskinder verdient gemacht hat, öffnet uns die Glastür des Hauses, lächelt uns entgegen und begrüßt den einen und den anderen freundlich. Wir kommen in einen großen hellen Raum im Stil des bürgerlichen 19. Jahrhunderts. Durch die breiten Fenster hat man einen Blick auf den schon grünenden Garten. Zu den Gästen gesellt sich eine Vertreterin des Deutschen Fernsehens, die bekannte Journalistin Suzanne Krause, die uns schon seit Jahren kennt, und ihr Mikrophon dabei hat. Und nicht zuletzt ist auch Herr Thieser, Vorsitzende des deutsch-französischen Bund FAFA/VDFG (Fédération des Associations Franco-Allemandes/Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.V.) mitgekommen.
Nun erscheint Herr Achim Burkart, deutscher Konsul in Paris, in Begleitung seiner Frau, welche zu den Gästen geht und jeden freundlich begrüßt. Die Stimmung ist fröhlich, heiter, locker. Was Gäste und Gastgeber zusammen bringt, erfahren wir jetzt.
Herr Achim Burkart, deutscher Konsul in Paris, und Jeanine Nivoix-Sevestre, Vorsitzende von ANEG.
Herr Thomas Floth, Ehrenkonsulattaché, Botschaft von Deutschland, Paris und Jeanine Nivoix-Sevestre, Vorsitzende von ANEG.
Herr und Frau Burkart stehen vor dem schönen Kamin im Stil Second Empire. Der Konsul begrüßt zunächst die beiden Ehrengäste Jeanine Nivoix und Jean-Jacques Delorme, den Vorsitzenden der Kriegskinderorganisation Cœurs Sans Frontières (Herzen ohne Grenzen, HOG).
Der Redner erinnert kurz an Vorgeschichte und Gründung beider Vereine, lobt die geleistete Arbeit und erklärt, dass er sehr berührt wurde, als er im letzten Herbst beim Amtsantritt von der Sache der Kriegskinder erfuhr. Die Sache sei ihm ganz schnell ans Herz gewachsen und habe sein Interesse für das oft nicht weiter bekannte Schicksal von französischen Müttern und deutschen Soldaten von damals geweckt. Im Publikum steht sein Mitarbeiter Herr Thomas Floth, und nickt freundlich zu.
Herr Burkart freuet sich, dass wir nun Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft hätten und weist auf Zahlen hin: bis zum heutigen Tag hätten 56 franz. Staatsbürger (-innen) einen deutschen Pass bekommen. Er betont auch das Recht der deutschen Kriegskinder franz. Abstammung auf eine franz. Einbürgerung und äussert der Wunsch, Frankreich möge auch ein Herz für seine Kinder auf der anderen Seite des Rheins und sie in die franz. Grossfamilie aufnehmen.
Dann wendet er sich an unsere Vorsitzende, lobt ihr unermüdliches Engagement, ihre selbstlose, liebevolle, zielbewusste, jedoch stets freundliche Fürsorge im Dienste der Kriegskinder und der deutsch-französische Freundschaft. Und nicht zuletzt ihre Entschlossenheit und Beständigkeit. Deswegen würden sie und ihr Amtskollege Herr Delorme, Vorsitzende des Vereins HOG am heutigen Tag mit dem angesehenen Preis der Deutsch-Französischen Freundschaft ausgezeichnet.
Der Preis, so der Konsul, sei die Anerkennung für den dauerhaften und erfolgreichen Einsatz der beiden Preisträger im Sinne der deutsch-franz. Partnerschaft, und was von beiden geleistet wurde sei ein wertvoller Beitrag zur Erweiterung der deutsch-franz. Freundschaft.
Zum Schluss wird sie noch vom Konsul umarmt. Er überreicht ihr dann im Namen des deutschen Botschafters Reinhard Schaefers die Nadel der deutsch-franz. Freundschaft. Das Publikum klatscht Beifall und man merkt ganz deutlich, dass sich alle freuen.
Achim Burkart, deutscher Konsul in Paris, hält seine Rede. Jeanine Nivoix bekommt den Nadel der deutsch-franz. Freundschaft.
Weiter wolle Jeanine Nivoix den persönlichen Einsatz der beiden ANEG-Mitglieder Jehan und Françoise Sauval aus Amiens und für die freiwillige Mitarbeit bei der deutschen Organisation Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V zur Pflege der deutschen Kriegsgräber in der Picardie. Dort konnten sich die beiden mit Jugendlichen aus beiden Ländern über das Schicksal der Kriegskinder in Frankreich unterhalten. Auch hier ein schöner Beitrag zur deutsch-franz. Freundschaft. Jeanine Nivoix betonte die menschenfreundliche Natur der deutschen Organisation, nach dem Motto:
"Réconciliation par-dessus les tombes" "Versöhnung über Kriegsgräbern".
Dazu sollen ein paar Stellen aus der Dokumentation des Volksbunds (Aug. 1963) zitiert werden:
"Et il ne resta que l'océan infini des croix muettes / Zurück blieb das Meer der stummen Kreuze"
"Travailler l'un avec l'autre vaut mieux que se battre l'un contre l'autre / Miteinander arbeiten ist besser als gegeneinander kämpfen"
"Donnons une âme à l'Europe / Geben wir Europa eine Seele". (Gerade heute ein Thema zum Nachdenken!)
Anschließend wird die Ehrung bei Champagner und Petits Fours in allen leckeren Varianten gefeiert. Monsieur le Consul erklärt uns, dass die Delikatessen von seiner Frau und ihm persönlich hausgemacht wurden. Ja, ein Diplomat müsse heutzutage vielseitige Talente haben!
Gilbert Coeurderoy, damals Vizepräsident.
Von links bis rechts : Frau Deussen, Leiterin von "Maison Heinrich Heine", Jehan, Suzanne und Françoise.
Freunde und Partner werden den gastronomischen Verführungen überlassen. Die anwesenden Mitglieder des Beirats ziehen sich diskret in einen Nebenraum zurück, die Türen werden geschlossen und eine Sitzung beginnt. Was dabei besprochen und beschlossen wurde, wird vorläufig verschwiegen und soll erst im kommenden Juni bei der Jahresversammlung an die Öffentlichkeit kommen. Bloß ein bisschen Geduld, Freunde!
Wir gratulieren zur Ehrung, liebe Jeanine. Alle bedanken sich bei Dir für die Zeit, für die Energie, die Du für unsere Sache so großzügig spendest, fürs Gefühl der Bruderschaft, das Du für uns hast. Die Ehrung hast Du wohl verdient. Auch wir fühlen uns mitgeehrt.